ICH DIENE DEUTSCHLAND – NARIMAN HAMMOUTI-REINKE

Feedback für Frau Nariman Hammouti-Reinke – Ich diene Deutschland: Ein Plädoyer für die Bundeswehr – und warum sie sich ändern muss

Durch meine Buchrecherchen im Vorfeld, bin ich auch auf diese Lektüre aufmerksam geworden. Zu meiner Erwartungshaltung und den bisherigen Rezensionen bei Amazon komme gleich zu sprechen.

Erst das Lob, dann den Tadel habe ich mal gelernt. Danke für Ihren Dienst, danke für Ihre zwei Einsätze Frau Hammouti-Reinke.

+ Sie spricht davon mehr Jugendoffiziere in die Schulen zu schicken, die Uniform mehr in die Mitte der Gesellschaft zu heben und generell mehr positive Präsenz zu haben, da gehe ich zu 100% mit.
+ Sie spricht davon Soldaten für die Nachwuchsgewinnung ggf. auch mit Migrationshintergrund gezielt in die Multikulti-Viertel und “Problemecken” zu senden, um dort verborgenes Potenzial zu heben. Auch da gehe ich zu 100% mit.
+ “Als Vorsitzende des Vereins Deutscher.Soldat.e.V in der «Kommission für Migration und Teilhabe des Niedersächsischen Landtags» engagiert sie sich sehr aktiv für eine moderne Integrationspolitik in Deutschland.” Zitat von der Homepage des Rowohlt Verlags, was ehrbar und löblich ist.
+ Sie spricht zurecht die bekannten Themen von Ausrüstungs-, Material- und Gerätemangel an, doch das geht dann schon langsam Richtung stumpfe Auflistung und Forderungen. PS: Kein professioneller Soldat würde sich Ausrüstungsgegenstände, schon gar keine Weste auf einem afghanischen Markt kaufen.

Das war es meiner Meinung nach dann leider auch schon. Die vier positiven Punkte machen maximal 10% des Buches aus. Wo wir dann auch schon bei dem Thema “Beigeschmack” und den restlichen 90% wären.

Spricht etwas dagegen seinen eigenen Soldaten-Verein zu gründen? –> Nö, ich frag mich nur wieso?
Vereins Deutscher.Soldat. e.V. etwa 120 Mitglieder laut der Homepage (Stand 27. April 2015)
Ich selbst bin mit Diensteintritt klassisch Mitglied beim “Deutscher BundeswehrVerband – DBwV” mit mehr als 200.000 Mitgliedern (Wikipedia Angabe) dabei. Kein aktives Mitglied, sondern stiller Supporter und ich freue mich regelmäßig auf die neue Zeitschrift. Den Beitrag sehe ich als Spende für die Kameradschaft an, auch wenn ich von dem Magazin abgesehen nichts erhalte. Warum muss man das Rad neu erfinden?

Spricht etwas dagegen sich mit Politikern, hohen Tieren aus dem Öffentlichen-Dienst, dem ein oder anderen “Promi” ablichten zu lassen? –> Nö absolut nicht. Vielleicht hat es nur in der Masse wieder einen Beigeschmack. Ein Blick auf Ihr Instagram-Profil reicht dazu aus.

Spricht etwas dagegen eine Co-Autorin zu benutzen? –> Nö, definitiv nicht. Nur die Art und Weise, wie geschrieben wurde (dazu komme ich gleich), das hat nicht nur einen Beigeschmack, sondern fühlt sich wie der einzige Geschmack an.

Spricht etwas dagegen einen Verlag zu benutzen? –> Nö absolut nicht. Mir ist nur bekannt, dass der Rowohlt sehr einflussreich ist, böse Zungen würden das Wort “mächtig” benutzen. Vielleicht ist er auch politisch, aber das weiß ich nicht und möchte ich jetzt auch nicht ergründen. Macht euch ein eigenes Bild auf der Homepage, was für Bücher dort gelistet werden. Ich behaupte mal die Geschichte eines Straßenreinigers oder einem “Normalo” wie mir, dürfte dort kaum Anklang finden…

Spricht etwas dagegen kritische Punkte in einem Buch anzusprechen? –> Nö absolut nicht! Es ist nur die prozentuale Mischung, die mir aufgefallen ist, 90 zu 10 %, von mir aus auch großzügig 80 zu 20 % aufgerundet. Die überwiegende Mehrheit ist kritisch, sehr kritisch, schon fast anfeindend kritisch geschrieben wurde. Meine 4 positiven Punkte hatte ich anfangs hervorgehoben.

Zur Sprache: Ich weiß nicht, ob es dafür einen Fachbegriff gibt, doch wenn man häufig, sehr häufig Sätze mit einem reißerischen Schlagzeilen-Charakter (Ihr wisst schon, wie diese bekannte Zeitung mit den 4 Buchstaben, die niemand liest ^^) beginnt und diese im Verlauf dann nur bedingt abschwächt, hat das für mich mehr als nur einen Beigeschmack. Durch die Häufigkeit und die bewusste Wahl dieser Sprache.

Beispiel aus Ihrem Klappentext: “Neonazis und sadistische Offiziere: So sieht das Bild aus, das viele von der Bundeswehr malen. Natürlich gibt und gab es Skandale, die scharf zu verurteilen sind – aber Nariman Hammouti-Reinke weiß: Das ist nicht das ganze Bild, sondern nur ein Bruchteil dessen, was die Bundeswehr ausmacht.” –> Die jetzt zu erwartenden positiven Beispiele blieben dann auch weitestgehend aus (Schlagzeile …. abschwächende Argumente).

Deswegen hatte ich ursprünglich eine aufgeschlossene Erwartungshaltung. Ich dachte mir großartig, wieder eine militärische Biografie. Eine Frau vielleicht auch so überzeugend wie Heike Groos – “Ein schöner Tag zum Sterben: Als Bundeswehrärztin in Afghanistan” (2009) oder “Das ist auch euer Krieg!: Deutsche Soldaten berichten von ihren Einsätzen” (2011), doch weit gefehlt.

Stattdessen las ich sowas wie auf Seite 86 in Ihrem Buch. Zitat: “Denn wenn mich jemand fragt, ob ich Deutsche bin, und auf meine Antwort hin noch mal nachfragt, weil er es nicht glauben kann, dann zweifelt er ja offenbar am Wahrheitsgehalt meiner Aussage. Dann gibt es für ihn eine Diskrepanz zwischen dem, was er sieht, und dem, was er hört. Das heißt, die bluts- und rassenbezogene Einordnung von Deutschtum ist weiterhin lebendig, auch bei denen, die sich selbst nie als Rassisten oder ausländerfeindlich bezeichnen würden. Und es sicher auch nicht sind.”

WTF wer schreibt sowas?! “bluts- und rassenbezogene Einordnung von Deutschtum ist weiterhin lebendig” Frau Hammouti-Reinke und Co-Autorin Frau Doris Mendlewitsch, WARUM frage ich mich nur? Wir sind im 21 Jahrhundert^^ Warum die Wahl des Schreibstils die ganze Zeit? Es hinterlässt einen Beigeschmack.

So oder so ähnlich geht es leider häufig weiter. Viele Pauschalisierungen, reißerische Anschuldigungen, gefolgt von leichten Abschwächungen. Beim Lesen sagte mir mein Bauch, dass 80% aller Deutschen und 90% aller Soldaten indirekt mit dem bösen N-Wort braun bepudert werden. Nach 256 Seiten hatte ich das Gefühl, Sie war eigentlich noch nicht fertig mit den Anklagen und Forderungen, doch zufällig war dann das Buch zu Ende. Für dieses Plädoyer, was für mich 90% Beigeschmack hat plus alle anderen Punkte, die ich aufgezählt habe, kann ich nicht mehr als 2/5 Sternen in meinem persönlichen Ranking geben. Selbst mit beiden Augen zudrücken nicht. Man merkt zwar, dass sie eine sehr stolze Frau ist, doch missfällt mir der Hang zur Selbstdarstellung. Also danke nochmal für Ihren Dienst und die zwei Einsätze Frau Hammouti-Reinke. Mehr und nüchterner kann ich Ihr Werk nicht analysieren.