KEIN HELD FÜR EINEN TAG – MARK OWEN

Feedback für Mark Owen und Kevin Maurer – Kein Held für einen Tag – Geheime Missionen, tödliche Einsätze, harte Niederlagen – mein Leben als Navy SEAL von 2014

 

Es war seine Berufung und nicht der Beruf, das beschreibt wohl am besten, wie Mark Owen sein Leben von Jung an gestaltet hat.

14 Jahre Dienstzeit und 13 Kampfeinsätze sprechen für sich. Unter anderem war er bei der Rettung von Kapitän Phillips 2009 dabei, sowie bei der Tötung von Osama bin Laden 2011. Da die komplette Mission Neptune Spear in seinem 1. Buch „Mission erfüllt“ beschrieben wurde (siehe dazu meine Review), geht es in diesem Buch hauptsächlich um seinen Werdegang zum Profi. Wie er sich vom Fan-Boy-Kind mit SEAL-T-Shirt zum Teamleiter eines SEAL Teams SIX entwickelte.

Was mir sehr gefallen hat, war wieder eine gesunde Mischung aus seiner Entwicklung, dem Lob der Kameraden und der Gemeinschaft, Einblicke in Arbeitsweisen und vor allem der offene Umgang mit Fehlern, Kritik und dem Scheitern. In vielen unterschiedlichen kurzen Missionen, Trainingseinsätzen und Einblicke in seinen klassischen Alltag beschreibt er detailliert, wie es sich anfühlt ein SEAL zu sein und was alles dazu gehört.

Was mich zu Beginn etwas gestört hat, war die Stimme des Audible-Sprechers. Ohne Frage macht er einen sehr guten Job. Doch an vielen Stellen hatte ich das Gefühl, dass er Betonungen übertreibt. Weshalb mein erster Eindruck war, dass es doch eher ins angeberische und heroische darstellen des Autors verfällt. Über die Zeit gewöhnte ich mich daran und achtete nur noch auf den Inhalt. Denn der Text ist meines Erachtens nicht angeberisch. Natürlich merkt man das Amerikaner stolz auf ihr Land sind und gewisse Dinge anders handhaben, doch müssen auch wir Leser uns darauf einstellen, nicht jedes amerikanische Buch als Heroisierung abzutun (à Perspektivwechsel).

Ein Beispiel aus dem Buch was mir besonders positiv hängen geblieben ist, war an einer Kletterwand in der Nähe von Las Vegas. Als er mit einigen Kameraden klettern im Vorstieg trainierte. Er gibt zu, kein besonderes Talent dafür zu haben und Höhe generell nicht als sein Element zu sehen (witzig, dass die Höhenangst bei Fallis, anderen SOF und SF Kräften keine Seltenheit ist). Nachdem er beim Klettern zu viele Sicherungen schon verbraucht hatte, hing der Autor bei etwa 40 Metern Höhe fest. Keine weiteren Sicherungen mehr für den weiteren Aufstieg und Absteigen kam aus Egogründen nicht in Frage. Also klebte er an der Felswand, grübelte, fing an sich Sorgen zu machen und das Kopfkino kam voll in Schwung. Die paar Bergsteiger-Lehrer, die sie dabei hatten, standen am Boden und schauten zu. Nach einer Weile kam einer dieser menschlichen Bergziegen zu ihm hoch, brachte die überflüssigen Sicherungen mit und rauchte entspannt seine Zigarette, während er ungesichert wohlgemerkt dem SEAL das Equipment reichte. Sein einziger Tipp war: „Hey Kumpel, bleib in deiner Armlängenwelt. Bleib bei dem was du unmittelbar erreichen kannst und ignoriere das ganze drumherum.“ Dieser Satz wurde weiterführend zu seinem Mantra und ich finde es super.

Was mir zum Ende hin etwas gefehlt hat / was ich mir noch mehr gewünscht hätte, war das Anreizen des Themas PTBS. Er gab offen zu, dass er am Ende ausgebrannt war und kaum noch schlafen konnte, doch müsste man dort meiner Meinung genau anknüpfen. Seine Aussagen haben einfach mehrt Gewicht. Als Ehemaliger mit einem super Ruf, könnte er etwas bewegen. Vielleicht in weiteren Lektüren …

4/5 Sterne