PANIKATTACKEN UND ANDERE ANGSTSTÖRUNGEN LOSWERDEN – Klaus Bernhardt

Feedback für Klaus Bernhardt – Panikattacken und andere Angststörungen loswerden (2016)

“Wie die Hirnforschung hilft, Angst und Panik für immer zu besiegen”

Sein Buch, der kostenlose Podcast sowie die Videokurse wurden mittlerweile in einige Sprachen übersetzt. Schade, dass ich erst 6 Jahre später davon erfahren habe. Doch umso wichtiger finde ich es, dass ich diese Informationen gleich mit euch teile. Die Menschen aus meinem Umfeld sollen nicht auch nochmal Jahre warten müssen. 

Die Grundaussagen des Buches lassen sich meiner Meinung nach leicht zusammenfassen. Wenn man sich wegen schwieriger Phasen, schlechter Erlebnisse, permanenten Erinnerungen und dem Grübeln kaputt gedacht hat, muss auch die umgekehrte positive Richtung möglich sein. 

Demnach richtet sich sein Baukasten auf vier grundlegenden Fundamenten aus:

  1. dem verstehen warum bisher angewendetes nicht funktioniert hat (medizinisch, psychologisch, psychosomatisch oder durch Medikamente)
  2. Fokuskontrolle → positiv denken, auf die großen Ziele konzentrieren, statt auf die Probleme
  3. seine 10-Satz und die 5-Sinnes-Kanal-Methode, seine Art der Meditation / Festplattenüberschreibung
  4. die Musterunterbrecher bei aufkommenden Panikattacken

Lasst uns die einzelnen Punkte kurz durchgehen. 

zu 1. Charmant beschreibt er Panikattacken als Liebesdienst der Psyche. Unser Körper funktioniert einwandfrei, wir müssen nur verstehen, die Signale richtig zu deuten und entsprechend handeln. Auf mehreren Seiten erklärt er, warum die gängige Psychotherapie veraltet ist, dass durch Medikamente meistens nur kurzfristige Probleme geblockt werden, die dann zeitverzögert größer und mit Nebenwirkungen wieder auftreten. Hier konnte ich auch viel über die verschiedenen Neurotransmitter lernen.

 Klassiker wie die Konfrontationstherapie machen seiner Meinung nach nur in Anfangsstadien Sinn. Danach lernt der Körper zwar es zu erdulden, doch die Psyche leidet weiter (gerade bei Angstpatienten). Auch ist er kein Fan von Gruppentherapien (Ausnahme Suchterkrankungen), bei denen sich 10 depressive berichten, wie schlecht ihr Leben ist. Zitat S. 96 f. “Es ist ja nicht so, dass in so einer Runde auch zwei, drei Leute sitzen, die sagen würden: >> Hey, nur Mut, bei mir war es ganz einfach, die Angst wieder loszuwerden. Ich habe es mit dieser einen Technik geschafft, meine falschen Glaubenssätze zu erkennen und zu verändern…<<.” 

zu 2. Ein weiterer Baustein, der weder ein Geheimnis ist, noch ein Dr. Titel in Raketenwissenschaft voraussetzt, ist es positiv zu denken.  Eine grundsätzlich optimistische Haltung der Welt gegenüber, sowie ein gesundes Maß an Selbstbewusstsein zu haben. Die zu erwartende Buchempfehlung von Hans Roslings factfulness kam hier natürlich auch. Des Weiteren werden gängige Praktiken erwähnt, wie Erfolgslisten, “Wofür bin ich dankbar?” und das Untersuchen von Glaubenssätzen. Zusätzlich wird selbstverständlich eine gesunde ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und Sport angeführt. Den kompletten zweiten Punkt kennt man bestimmt auch aus anderen Büchern oder gängigen Ratgebern. 

zu 3. Doch spätestens hier, beim dritten Punkt, geht es wieder voll ans Eingemachte. Erklärungen, die vor allem Sinn ergeben. Von Glaubenssätzen, vor dem Spiegel stehen und Dinge aufsagen, haben bestimmt schon viele gehört. Doch dies ist nicht sein Ansatz. Er beschreibt unser Gehirn als Festplatte. Häufig haben viele von uns über all die Jahre (teils durch die Gene, teils durch die Familie und Freunde, teils durch social Media) eine gewisse Prägung bekommen. Wenn man beispielsweise als Jugendlicher die letzten 8 Jahre nur den Streit der Eltern mitbekommen hat, Betäubungsmittel konsumiert um runterzukommen, stundenlang Spiele zockt um sich abzulenken, ungesund isst und keinen Sport treibt, wissen wir alle, dass das nicht die besten Voraussetzungen für ein glücklich und erfolgreiches Leben sind. So beschreibt er weiterhin die Gehirnvernetzungen als Datenautobahnen. Bei vielen ist das negative Denken eine 6 spurige perfektausgebaute Autobahn ohne Tempolimit. Während hingegen der parallel laufende kleine Feldweg rechts daneben eher unseren Datentransport für positive und glückliche Erlebnisse wiederspiegelt. Was wird wohl überwiegen. 

Sein Ansatz gleicht demnach einer Festplattenüberschreibung. Nehmt einen positiven Satz aus eurer perfekten Zukunftswelt und arbeitet diesen durch seine 5-Sinnes-Kanal-Methode durch. Im weitesten Sinne kann man das bestimmt auch als Meditation beschreiben. Doch definitiv bringt ihr eurem Gehirn endlich mal wieder bei, sich positiv auf euch und eure Ziele zu konzentrieren. Etwas das euch beim Netflix Serienkiller-Dokumarathon schwer fallen wird. In sofern gefällt mir sein Ansatz sehr und ich erprobe ihn aktuell auch selbst. 

zu 4. Weiterhin wirklich spannend und nützlich finde ich die verschiedenen Techniken zur Musterunterbrechung bei aufkommenden Panikattacken. Bisher hat man mir nur Atemtechniken empfohlen, Ablenkungsmöglichkeiten angeboten, doch nie das Problem an sich behandelt. Hier wird im Buch zuvor beschrieben, dass man erst einmal herausfinden muss, wie denn die klassische Panikattacke bei einem abläuft. Wodurch wird sie meistens ausgelöst. Je nachdem ob es dann Bilder, Geräusche, Gerüche oder auch schon Agoraphobie (Angst vor der Angst) sind, gibt es unterschiedliche Techniken. Falls einem Bilder vor den Augen aufblitzen bzw. von einer bestimmten Seite ins Sehfeld kommen, kann man diese versuchen zu verlangsamen oder sich darauf konzentrieren, ob diese Bilder auch von der spiegelverkehrten Seite her kommen könnten. Verlangsamung, Zoom-out oder die Schiebetechnik sind nur einige Methoden aus seinem Buch zu benennen. Bisher habe ich sowas weder gehört noch gelesen und bin deshalb stark davon beeindruckt . 

Zusammenfassend können wir festhalten, wir sind was wir konsumieren. Je weniger Müll und Negatives wir aufnehmen und an uns heranlassen, umso besser stehen die Chancen, nicht verrückt gemacht zu werden. Unser Unterbewusstsein gleicht einem Supercomputer, das dirketen Einfluss auf unser Bauchgefühl nimmt. Deswegen gibt es auch den Ausspruch, auf den Bauch zu hören. 

Viele psychosomatische Erkrankungen werden nach wie vor, wie echte körperliche Beschwerden behandelt, obwohl ein Ungleichgewicht in der Psyche der Auslöser ist. Unser Gehirn ist nach wie vor noch nicht so weit erforscht, wie andere Bereiche im Körper. Wir müssen es pflegen und ihm dauerhaft guten Input geben.

Gerade Abends und früh morgens sollten wir ganz genau überlegen, was und wie wir konsumieren. Abends bin ich ein großer Fan von Landschafts- oder Tierdokus, um besser und entspannter einzuschlafen. Früh morgens lese ich gerne, wenn ich nicht direkt mit Sport starte. 

5 oder 6 / 5 Sterne

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