RUSSLAND IM ZANGENGRIFF – PETER SCHOLL-LATOUR

Feedback für Peter Scholl-Latour – Russland im Zangengriff (Putins Imperium zwischen NATO, China und Islam)

Der große Peter Scholl-Latour (Baujahr 1924) nimmt uns mit auf eine von seinen endlosen Reisen. In diesem Fall auf eine Reise in die ehemaligen sowjetischen Randgebiete, sprich zum Teil die heutigen Nachbarländer von Russland, sowie Einflussgebiete aus dem Jahre 2006. Die Erzählungen beginnen in Mazar-e-Scharif (Afghanistan), gehen über Minsk und Brest (Weißrussland), nach Moskau, über Kazan (Hauptstadt der halbautonomen Republik Tatarstan) nach Ufa (Hauptstadt der Republik Baschkortostan).

Die Kunst der objektiven Informationsweitergabe aus schwierigen historischen Kontexten, dem Aufzeigen von kulturellen Herausforderungen, sowie politischen Spannungen schaffen nur die wenigsten. Man bekommt Einblicke in Kultur, Land und Leute serviert mit witzigen Anekdoten und Kommentaren. Manchmal lässt er sich über die Architektur aus, häufig über das Verhalten seiner Begleiter oder die modischen Geschmäcker der Frauen.

Machatschkala (Hauptstadt der Republik Dagestan ist seit 1991 eine russische Republik im Nordkaukasus im südlichen Teil Russlands, nördlich von Aserbaidschan gelegen).

Großer Sprung nach Magadan (fast im äußersten Osten von Russland am Ochotskischen Meer, nördlich von Japan gelegen)

Auch Peter Scholl-Latour bezieht sich mehrfach in seinen Aussagen auf das schon von mir kommentierte Buch: Die einzige Weltmacht (Amerikas Strategie der Vorherrschaft). Wie ich bevorzugt er den englischen Namen „The Grand Chessboard“. Für mich nur eine Bestätigung, diese Lektüre nochmals zu lesen und weiter zu verinnerlichen. Denn Geostrategie scheint den übergeordneten Ton anzugeben.

Wladiwostok am japanischen Meer (Grenzregion zu China und Nordkorea), nach Ussurijsk (98 km nördlich von Wladiwostok), Pogranitschny (96 km nördlich von Ussurijsk, Grenzübergang zu China)

Es geht um Migrationspolitik, das Spiel mit den Ressourcen der Länder, Einflusssphären und tiefere Hintergründe. Er scheut nicht davor kritische Punkte in jedem Land anzusprechen, doch hat gleichzeitig die Größe, diese auch aus Sicht der Länder zu sehen. Als geringfügige Kritik würde ich anbringen, dass er gedanklich häufiger auch zu Reisen springt, die in den 90er Jahren stattgefunden haben. Von daher ist es manchmal schwieriger zu folgen durch die vielen Reiseziele und jeweiligen Infos dazu.

Sui Fen He (Stadt in China nach dem Grenzübergang), Mudanjiang (dahinterliegende Stadt), nach Shenyang (ist das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum Nordostchinas, auch als Hauptstadt der Mandschurei bekannt)

Dalian (Hafenstadt auf der Halbinsel Liaodong, 400 km südwestlich von Shenyang)

Peking (Hauptstadt von China)

Hohhot (Hauptstadt des Autonomen Gebietes Innere Mongolei in der Volksrepublik China)

Ürümqi (Hauptstadt des Uigurischen Autonomen Gebietes Xinjiang in der Volksrepublik China)

Auch traf er sich mit Frank Sieren, dem Pekinger Korrespondent der WirtschaftsWoche, der seit 1994 in Peking lebt, arbeitet und fließend Mandarin spricht. Übrigens superspannender Charakter und mega interessante Bücher auch von ihm. Dazu kommen wir bestimmt auch noch.

Kiew (Hauptstadt der Ukraine), Donezk und Lugansk

Am Ende seiner Reise aus dem Jahre 2006 wohlgemerkt, fahren sie aus der Stadt Lugansk Richtung russischer Grenze los. Er macht keinen Hehl daraus, wie korrupt, arm und zersplittert die Ukraine ist. So möchte ich meine Rezension genauso ausklingen lassen (wertfrei) wie Peter Scholl-Latour. Die letzten Zeilen in seinem Buch stammen von seinem russischen Fahrer und Bodyguard beim Warten vor dem Kontrollposten an der Grenze. „Wie weit wollen die Amerikaner denn noch mit ihrem NATO-Bündnis nach Osten vordringen, und welche Feindschaft gegen Russland tragen sie hier aus? Ihr Deutschen habt in diesem Raum doch ausreichend bittere Erfahrungen gesammelt. Warum macht Berlin diese unsinnige Politik mit? Die Deutschen sollten es doch besser wissen. Habt ihr denn ganz vergessen, dass 300 Kilometer von dem Punkt entfernt, an dem wir jetzt stehen, eine Stadt an der Wolga liegt, die einst den Namen Stalingrad trug?“