DER FLUCH DER BÖSEN TAT – PETER SCHOLL-LATOUR

Feedback für Peter Scholl-Latour – Der Fluch der bösen Tat (Das Scheitern des Westens im Orient)

 

Ein zeitloser Klassiker über den Orient aus dem Jahre 2014.

In seiner typischen Manier als Weltreisender beschreibt uns der Autor Zusammenhänge, warum Syrien und der Irak im Chaos versinken. Was hat das alles mit dem Westen zu tun? Welche Rollen spielen dabei der Iran, die Türkei, Ägypten, Israel und viele weiterer Staaten?

Wie immer ist das Weltgeschehen komplexer als „Assad ist böse“ und „wir im Westen sind die Guten“. Doch wer hinterfragt, versucht auch die andere Partei zu verstehen, im schlimmsten Fall sogar Kompromisse anstrebt, um eine Lösung zu finden, wird allzu oft diskreditiert. Man benutzt dazu plumpes Framing, welches immer und immer wieder wiederholt wird: „Putinversteher“, „Anit-Amerkianist“, „Assad-Freund“, „Gas-Gerd“, „Corona-Leugner“ … die Liste ist lang und für jedes Themenfeld anpassbar.

Peter Scholl-Latour ist davon kaum betroffen gewesen, da er sich über die Jahrzehnte eine hervorragende Reputation aufgebaut hat. Jemanden wie ihn zu diskreditieren ist schwer, doch einer unser, ein Otto Normalbürger wäre bei gleichen Aussagen nicht nur diskreditiert, sondern denunziert worden. Was sagt das eigentlich über unsere Gesellschaft aus?

Der Schreibstil von Peter Scholl-Latour ist sehr eigen. Entweder mag man ihn oder man tut sich damit schwer. Meistens beginnt er mit Berichten seiner Reise, springt dann zu geschichtlichen Hintergründen, kommt wieder zurück zur Reise, geht auf das Land, die Menschen und deren Kulturen ein, schweift plötzlich in eine persönliche Anekdote ab, um wieder zurückzukommen. Wenn er dann in den kulturellen und historischen Kontext der Nachbarländer einsteigt, wird es auch für mich das ein oder andere Mal etwas verwirrend. Manch einer empfindet ihn als zu dominant oder belehrend in seinen Werken. Doch das macht ihn aus. Es ist sein Stil, so ist er, authentisch mit besten Absichten in seiner Berichterstattung.

Schwerpunkte bilden Syrien, Irak und der Iran mit allen Details drumherum. Der Fluch der bösen Tat kommt ursprünglich aus Schillers Drama „Wallenstein“ und bedeutet sinngemäß, dass man fortwährend immer böses gebären muss. Man darf das jetzt im Bezug auf den Orient, den Völkern unter sich, sowie dem permanenten Intervenieren des Westens verstehen, wie man möchte. Wer an tief zurückgreifenden Hintergrundinformationen interessiert ist, sollte sich diesen Klassiker, doch durchaus komplexes Werk zu Gemüte führen. Gerne auch als Audible Version für unterwegs.

4/5 Sterne