Feedback für Mark Manson – Everything is F*cked von 2019
Auftakt und Ende TOP, doch die Mitte kam bei mir weniger an..
Grundsätzlich bin ich ein großer Fan von Mark Manson. Sein erstes Buch (The Subtle Art of Not Giving a F*ck) hatte ich mit 6/5 Sternen bewertet. Dieses Buch hätte eine 5/5 sein können, doch es wird etwas anderes.
Sein Eröffnungskapitel über den polnischen Nationalhelden Pilecki, ist ganz in dem Sinne, wie ich es von Mark Manson erwarte.
Danach teilt er das Buch in drei Lebensbereiche ein:
- Kontrollgefühl,
- Werte und
- unsere Gemeinschaften.
Zu Beginn stellt er eine Anfangsfrage: “Was geht in der Welt vor, dass dazu führt, dass wir uns schlechter fühlen, obwohl alles besser wird?
Die Eröffnung war super, die Aussicht klingt spannend. Das Kapitel Zwei erläutert mit lustigen Beispielen ausführlich, wie unsere Denk- und unser Fühlhirne funktionieren. Auch der Autorenhinweis für mich war dabei, in Zukunft immer beide Gehirnhälften mit entsprechenden Texten zu stimulieren.
Doch ab Kapitel Drei verliert er mich als Leser langsam. Die perse super spannende Thematik über das Wertesystem wird mit einer Kurzbiografie von Newton und seinen Gesetzen überflutet. Im folgenden Kapitel Vier, erklärt er mir viel zu lange wie Fake-Religionen, Schneeballsysteme und schlechte Coachings funktionieren. Mir ist zwar bewusst, dass die Thematik durchaus wichtig ist, doch passt sie irgendwie nicht zum Buch. Oder ich bin philosophisch nicht im Stande die Brücke auf einer intellektuellen Ebene zu ziehen.^^
Im Kapitel Fünf, geht es um Widersprüche, wieder um Religionen und darum, dass Hoffnung scheiße ist. Wieder bringt er einen Philosophen, diesmal Nietzsche. Hier hatte ich schon das Gefühl, dass er die letzten Jahre nur philosophische Werke gelesen haben muss. Was sich in Kapitel 6 weiterhin bestätigt. Dieses Mal kommt die Beweihräucherung von Kant. Auch wenn seine Menscheitsformel Sinn ergibt und Mark Manson diese als Anleitung zum “Aufwachsen” anpasst. Bei allem Humor und seinen Rückschlüssen, steige ich als Leser aus.
Ab Kapitel 7 wird es dann wieder das Buch, was ich verstehe und er bleibt seinem gewohnten Stil treu. Ein wissenschaftliches Experiment, wie dem “Blauen Punkt Effekt”, der für die Verzerrung der Realität steht, nimmt er als Beispiel. Die großflächig Tätowierten unter euch werden es verstehen. Man gewöhnt sich an den Schmerz. Zu Beginn ist es ein Schock für unser Schmerzsystem im Körper, aufgrund der Reizüberflutung, doch nach einer Weile gewöhnt man sich dran und kann Stunden später sogar schläfrig werden. Wir lernen demnach, dass Schmerz eine universelle Konstante in unserem Leben ist. Umso eher wir den Schmerz annehmen, ihn akzeptieren und damit Leben lernen, umso besser werden wir uns im weiteren Verlauf schlagen.
Besonders gut hat mir auch der Verweis auf das Buch “Antifragilität von Nassim Nicholas Taleb” gefallen. → Darauf möchte ich jetzt nicht weiter eingehen, denn dieses Buch wird eins der nächsten werden die ich lesen und für euch rezensieren werde.
Im vorletzten Kapitel beschreibt er die Gefühlsökonomie. Der spätere amerikanische Marketing-Papst Edward Bernays wird hier ausführlich mit all seinen (im Nachhinein offensichtlich plumpen aber überaus erfolgreichen), revolutionären Ideen. Statt rationale Werbung zu schalten wie in der damaligen Zeit üblich, appellierte er voll und ganz an das Fühlhirn → an die Werte und die Identität der Zielgruppe. Später nannte man ihn auch Vater der Propaganda und Public Relations. Im Marketing-Unterricht an unserer Uni, sind wie auf einige seiner Techniken eingegangen.
Bevor er schließt, gibt er noch einen halbdüsteren Ausblicke, was das Thema Künstliche Intelligenz betrifft. Abschließend zeigt er in einer erwachsenen Reflektion für, dass doch Hoffnung in der Zukunft liegen kann.
Mir ist bewusst, dass dieses Buch hätte herausragend sein können. Seine Beispiele sind wie immer irgendetwas zwischen, krass, von nicht zu weit her weggeholt und aber auch traurig und wahr. Doch zerstören die übertriebenen philosophischen Einflüsse meiner Meinung nach den Ablauf des Buches. Trotzdem sind viele wichtige und wahre Punkte dabei. Nur die Art und Weise zu erzählen, berührt mich dieses Mal (Mittelteil) nicht.
3 / 5 Sterne
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